Rad und Wüste Wie der Wind Über die Dünen Gleite ich über Teerrippen Risse Und jede Zelle Wird leicht Geschmeidig wie Sand unter deinen Füssen forme Ich sie nach Mit jedem Schritt Den du machst Kleine Schalen Gefüllt mit Dankbarkeit Für unsere Liebe Bleiben einige Körner kleben Wollen dich mit Haut und Haar Bernhard Brack, Liebe, Lust und Langezeit, IL-Verlag Basel
Wenn ich mit Menschen und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. Das Hohelied der Liebe
Dich lieben wie Die weisse Wolke Über den Mond gleitet Ihn nicht verdeckt Und doch mit Den Zeichnungen In ihm spielt Konturen in Einander fliessen Den Lustgarten in Dir spriessen lässt Bernhard Brack, unveröffentlicht
Heute Morgen, Geliebte war ich als Staubjäger unterwegs: Ich jagte ihn unter deinem Bett auf den Leisten um dein Nachttischlein auf dem Kasten fing ich ihn und musste lachen bei dem Gedanken dass ich nicht mehr als eine Staubsäule bin die Staubkörner zu mir eilen als meine Verwandte Stammeshalter vor und nach mir – nur das Lachen das herzhafte Lachen – ich weiss nicht ob sie das auch können
Bernhard Brack, unveröffentlicht
Wilde Nächte – Wilde Nächte!
Wär ich bei dir
Welch wilde Nächte
Durchlebten wir!
Nutzlos – die Winde –
Für ein Herz im Hafen –
Schluss mit dem Kompass –
Schluss mit den Karten!
Rudern in Eden –
Ah, das Meer!
Nur ankern noch – Heut Nacht –
In Dir!
Emily Dickinson
Besançon, café du théâtre
Ein Sonnenstrahl fällt
Durch Häuserecken auf ein
Schmiedeeisernes Geländer
Wandert mit jedem Schluck
Wein jedem Bissen chèvre chaud
Verschwindet und bleibt doch
Als unsichtbare Sonnenuhr
Der Maurer und Schmiede
Der Bewohner von damals
Da erzählst du mir die Geschichte
Vom König der einen treffsicheren
Schützen suchte um ihn vor Angriffen
Verletzter Wildschweine zu schützen
Bei einem Ritt durch den Wald
Entdeckten er und sein Gefolge
Pfeile die immer genau in der
Mitte der Zielscheibe steckten
„Bringt mir diesen Schützen“
Rief der König
Es war ein Junge
Der auf die Frage
Wie er es zu solcher Meisterschaft
Gebracht habe antwortete:
„Ich schiesse zuerst den Pfeil
Male dann die Zielscheibe“
Arm in Arm gehen wir
Zurück in unser Hotel
Genau du genau ich
Bernhard Brack, Liebe, Lust und Langezeit, IL-Verlag Basel
Im Hotelzimmer
Nach der Liebe
Eine Fliege
Auf der Nasen
Spitze wechselt
Ihre Sitze
Jetzt am Ohr
Kitzelt sie und
Spitzelt Liebes
Nachspiel uns ins
Vorspiel: Tor!
Bernhard Brack, Liebe, Lust und Langezeit, IL-Verlag Basel
Welchen Zipfel sie als ersten hob Welches Bein sie über meines schob Ich weiss es nicht weiss nur Ich spürte ihre Atemspur Über Schulter Hals entlang Sich der Kleine strecken kann Versteckt am wenigsten besonnt Weiss er genau woher er kommt Taumelt berauscht in den Überfall Ab und hinein! Dort ist überall Bernhard Brack, Liebe, Lust und Langezeit, IL-Verlag Basel
Einem Fremden Fremder, wenn du vorbeigehst und möchtest mich anreden, Weshalb solltest du nicht mit mir sprechen? Und weshalb ich nicht mit dir? Walt Whitman
Heute will ich ins Freie und mich berauschen, mein Schädel soll Becher und Schale sein; heute such’ ich überall in dieser Stadt einen Bedächtigen, den ich zur Begeisterung verleiten kann. Dschalal ud-din Rumi
Haushalt Wünsche lagern Ideen gären Meinungen werden eingemacht Utopien keimen Ängste wuchern Lüste blühen Schmerz stengelt auf Unser Konsens köchelt Unsere Wut siedet Unsere Freude brodelt Begeisterung kocht über Vorwürfe schimmeln Kompromisse faulen Überlebensstrategien werden kompostiert Zersetzen sich Der Haushalt unserer Körper Ihn zu regieren verlangt hohe Staatskunst Und ist nicht ungefährlich Christine Fischer